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Donnerstag, 4. März 2010
Heute letzter Tag
charakterlos_-, 17:16h
Mal wieder. Am Sonntag versagte ich, holte mir doch wieder etwas. Also ab morgen durchhalten. Meiner Mutter gab ich meine Bankkarte. Die andere Bankkarte zerschnippelte ich. Bargeld ist nicht vorhanden. Selbst wenn ich wollte, könnte ich also nichts holen. Letztens gab mir meine Mutter die Bankkarte zurück, durch einen einfachen Trick. Ich mahnte sie, nicht nochmals darauf reinzufallen. Ein anderes Mal ließ sie ihre eigene Bankkarte auf dem Tisch liegen. Ich holte sogleich 50 Euro Bargeld und überwies den Betrag von meinem Konto zurück. Ich fand bisher immer einen Weg. Dieses Mal sollte aber alles abgesichert sein. Alte Omas auf der Straße überfallen werde ich kaum. :-)
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Wie es begann
charakterlos_-, 17:13h
Anfang 2006. Die Beziehung ist jetzt wirklich am Ende. Keine Rettung mehr in Aussicht. Unsere Kinder werden nun eben aufwachsen müssen, ohne täglich ihren Vater um sich zu haben. Kurz war die Beziehung. Ende 2002 kennengelernt. 2003 zusammengezogen. Mitte 2003 erblicken unsere Kinder die Welt. Dezember 2003 ausgezogen.
Wir versuchen, wieder zusammen zu finden. Sie ist wie ein Kind mit ihren 25 Jahren, abhängig von ihren Eltern, darauf hörend, was diese ihr sagen. Doch man ist blind, will es nicht wahrhaben. Bis es wirklich am Ende ist und es wahrhaben muss. Das war Anfang 2006.
Irgendwann komme ich auf die Idee, nach Frankfurt zu fahren, um mir etwas weißes für die Nase zu holen. Um zu vergessen, zu verdrängen, einfach so. Das letzte Mal, dass ich so etwas erstmals und in sehr geringer Menge konsumierte, ist schon lange her. Ich bin ein Mensch, der sehr auf seine Gesundheit achtet. Lange Zeit, von Anfang 20 bis fast 30, war ich sogar Vegetarier und trank keinen Alkohol. Trank Tee, hörte Entspannungsmusik, pflegte mich und meine Seele. Legte Gesichtsmasken auf, was als Mann zur damaligen Zeit schwul erscheinen mochte, heute ist es sogar normal und es gibt zahlreiche Kosmetikprodukte für den Mann.
Erst eine frühere Freundin brachte mich wieder dazu, neben Fisch auch anderes Fleisch zu essen. Zuerst Bioprodukte, dann alles, sogar Mc Donalds. Alkohol, seit 1992 nicht mehr angerührt, trank ich wieder ab 1998, nur Sekt, dann auch Bier, gegen das ich eine regelrechte Abneigung entwickelte, aber alles in Maßen. Insgesamt hielt ich meine Einstellung aufrecht, bewußt positiv zu leben.
Jetzt lief ich durch Frankfurt, auf der Suche nach Koks. Wie irre! Es muss etwas sehr falsch laufen, um mich zu so etwas zu bewegen. Die Trennung war stressig. Als Mann hat ein Mensch keine Chance, weder vor Gericht noch vor Jugendamt. Ich wachte morgens auf mit Asthma. Erstmalig in meinem Leben hatte ich Asthma! Durch Stress! Ich saß manchmal einfach nur da und weinte, wusste nicht mehr weiter. So belastend war diese Zeit. Während meine Ex in die x'te Kur fuhr, musste ich alleine mit allem klar kommen.
Meine innere Last war mir nicht wirklich bewust. Dass sie vorhanden sein musste, wurde mir deutlich, wenn ich nach vielen Jahren plötzlich in einer Kirche saß, abends, alleine, die Stille wahrnehmend und die Tränen spürend, die sich lösten. "Ich muss jetzt die Tür schließen!", hörte ich den Pfarrer und stand auf, um wieder alleine in die Dunkelheit zu gehen, noch in Gedanken an das warme Bild des beleuchteten Altars, der bunten, religiösen Bilder und der magischen Stille. Wieder alleine mit den Problemen in einer mir noch recht fremden Gegend, getrennt von den Kindern und getrennt von der Partnerin. Mit 34 schon wieder eine gescheiterte Beziehung, das alles nicht mehr so easy hinnehmend wie in den 20ern, weil ich jetzt nicht mehr das Abendteuer suche, sondern etwas festes fürs Leben, wie man so schön sagt.
Nein, ich wollte und will kein Mitleid. Wenn ich das alles erwähne, dann um zu verdeutlichen, dass diese Zeit für mich wirklich hart war.
Koks gibt es hier nicht, höre ich den schräg aussehende Typen sagen und gehe weiter. Die Leute qualmen hier das Koks, wie ich sehe. Was dieses ganze Kram betrifft, bin ich absolut unerfahren, kenne mich nicht aus, will es auch nicht wirklich, sondern nur etwas weißes, was ich mit nach hause nehmen würde.
"Brauchst du Age?", fragt mich jemand. Nein, sage ich. Was meint er überhaupt damit? Ich kaufe mir ein Bier, stelle mich an die Ecke des Kiosks und betrachte die Leute. Interessant, was sich hier alles herumtreibt. Die meisten sehen wirklich fertig aus. Viele haben Blut an den Klamotten, dreckige Fingernägel, insgesamt abstoßend.
Es ist schon der zweite Abend, an dem ich am Kiosk stehe und die Umgebung beobachte. Es ist Wochenende, auf Diskothek habe ich keine Lust. Statt dessen schaue ich mir die Leute an. Und irgendwann, des Weissen nicht fündig, sage ich ja, als mir jemand "Age" anbietet. Was dieses Age ist, weiss ich inzwischen. Age ist die englische Bezeichnung für "H". Und dieses "H" ist nichts anderes als Heroin. Er legt eine dicke, lange Linien von braunem Zeugs und ich soll das alles mit der Nase vertilgen.
Bitter ist es. Da auch ein anderer von diesem relativ sauber wirkenden Typen kaufte, mache ich mir keine Sorgen, dass es etwas anderes ist als es sein soll. Nach ein paar Minuten wird mir übel. Draußen wird es inzwischen wieder hell. Jeder würde es sehen, wenn ich mich übergebe, so versuche ich es erfolgreich zu unterdrücken. Dann setzt ein Gefühl von Wohlbefinden ein. Ich fühle mich happy, ausgeglichen, frei von allen Problemen. Ein unbeschreibliches, wahnsinnig angenehmes Gefühl. Mit diesen Empfindungen, die Übelkeit ist inzwischen verflogen, gehe ich die Straße entlang, kam mir sogar etwas "cool" vor, da ich gerade "H" geschnieft habe. Wie naiv das ist!
Ein paar Monate später ziehe ich in eine andere Stadt. 200 Kilometer entfernt von meinen Kindern. Mit "H" hatte ich insgesamt nur wenig Kontakt. Ich probierte es noch zwei- oder dreimalig. Ich lernte in Frankfurt eine Frau kennen, weswegen ich immer wieder hinfuhr, um mit ihr die ganze Nacht im Drecksviertel zu verbringen. Sie ging anschaffen für ihre Sucht. Ich hatte nie intimen Kontakt mit ihr, hatte auch nie das Bedürfnis danach. Dazu war sie mir zu schmuddelig. Sie hatte aber ein schönes Gesicht und sie weckte das Helfersyndrom in mir. Ich war tatsächlich der Meinung, ich könne sie aus ihrer Sucht befreien. Dabei merkte ich nicht, dass ich selber dabei war, abhängig zu werden. Der Kontakt zu dieser "Dame" löste sich irgendwann. Nie hatten wir etwas miteinander. Ich diente ihr ohnehin nur als Geldgeber.
An meinem neuen Wohnort, ich ging abends aus, fragte ich eine Anschaffende, ob man irgendwo "H" bekäme. Sie wusste es. So wurde das Wochenende für mich eine Zeit, an dem ich "H" konsumierte. In der Woche ging ich ganz normal arbeiten. Meistens war es 1 Gramm an einem einzigen Abend. An den Folgetagen ging es mir dann meistens nicht gut, war müde und hatte keinen Drang, mehr davon zu nehmen, sondern hatte eher das Bedürfnis, die Finger davon zu lassen, um wieder fit zu werden. Wenn ich so viel auf einmal konsumierte, kam es vor, dass ich auf Toilette einschlief, beim Versuch, zu urinieren, was äußerst schwer fällt mit "H". Manchmal telefonierte ich mit meiner Mutter, schlief während des Telefonats ein und wurde vom lauten "Hallo" meiner Mutter wieder wach. Oder ich fantasierte während ich mich halb zwischen Wach- und Schlafzustand befand und redete völligen Unsinn, worüber ich selber den Kopf schüttelte. Körperlich spürte ich eine Abhängigkeit nur insofern, dass ich vermehrt schwitzte und sehr nervös wurde. Es war aber kein wirklicher Drang vorhanden, unbedingt etwas zu nehmen. Und wenn, dann war dieser eher psychischer Natur, etwa einen langweiligen Abend verdrängen oder entstandene innerliche Unruhe zu mildern.
Die ganzen Jahre konsumierte ich zumeist an Wochenenden, doch letztendlich durchgehend, was mich zunehmend beunruhigte. Gesundheitlich merkte ich, dass ich Asthma bekam, weil das Zeugs den Histaminspiegel erhöht, worauf die Bronchien reagieren, außerdem kommt beim Schniefen stets eine kleine Menge in die Bronchien. Dicke Tränensäcke, vermutlich durch den langsameren Stoffwechsel, Ursache für eine Gewichtszunahme von mehreren Kilos. Zwischenzeitlich habe ich es immer wieder geschafft, für 3 Monate nichts zu nehmen.
Wirklich schlimm wurde es mit dem Konsum erst jetzt an meinem erneut neuen Wohnort. Durch eine Beziehung, in der ich "H" dazu benutzte, länger beim Sex durchzuhalten, konsumierte ich über mehrere Tage hintereinander, was mir mein Job gestatte, da ich auch von daheim arbeiten konnte. Nun war die Unruhe wirklich fast unerträglich, setzte ich "H" aus. Auch wurde mir dann übel, bekam Durchfall und Bauchschmerzen. Also griff ich spätestens nach einem Tag Aussetzen wieder danach. Zuvor belastete es zwar finanziell, doch machte ich nie Schulden. Jetzt habe ich oft 300 Euro Minus auf meinem Konto und das schon oft nach wenigen Tagen im neuen Monat.
Das geht nun schon ein halbes Jahr so. Ich möchte davon vollständig loskommen und wieder zum gesunden Lebensstil zurück finden und meinen Verdienst für Schönes, für Positives zur Verfügung zu haben. Es ist aber nicht leicht. Der Drang ist hoch.
Der Dauerkonsum hat negative Folgen für den Kreislauf, der inzwischen verrückt spielt. "H" senkt den Blutdruck. Davon merke ich zwar nicht viel, doch habe ich in der letzten Zeit Probleme mit Herzrasen (120 bpm). Dies auch dann, stehe ich aus einer liegenden Position auf, worauf wohl der Blutdruck in kurzer Zeit abfällt. Sport mache ich nun schon mehrere Monate nicht mehr, zahle Studiogebühren für nichts. Das hätte mich wenigstens körperlich fit gehalten. Insgesamt merke ich, dass es zunehmend negative Auswirkungen auf meine Gesundheit hat. Das stört und beunruhigt mich zutiefst.
Zwar ist Heroin nicht toxisch für den Körper. Das, was bei Abhängigen als destruktiv wahrgenommen wird, ist nicht ein direktes Resultat von Heroin, sondern ein indirektes durch körperliche Vernachlässigung, Mischkonsum mit anderen Drogen, vor allem Kokain und Folgen der Konsumart Injektion.
Was die negative Wirkung auf den Körper betrifft, ist Herion die nahezu gesündeste aller Drogen. Kokain, Speed und XTC sind reinstes Gift für den Körper. "H" ist auf Dauer ungesund für Leber und Nieren, so wie es alle Schmerzmittel sind. Speed schädigt die Nieren im Vergleich weit schlimmer. XTC löst kleine und nachweisebare Schlaganfälle im Gehirn aus, wie es mir ein Arzt erklärte. Kokain bindet das Kalzium im Körper, was dem Zahnzustand keineswegs förderlich ist. Bei Heroin ist es die starke Abhängigkeit und die daraus resultierenden Folgen, die dieser Droge den 1. Platz gibt im "Drogen-Ranking" gefährlichster Drogen.
Damit möchte ich "H" nicht verteidigen. Auf keinen Fall. Ich habe Kreislaufprobleme dadurch, was mir schon Grund genug ist, mich davon zu distanzieren. Außerdem möchte ich mein Geld für andere Dinge ausgeben und wieder besser aussehen, keine Probleme mehr mit dicken Tränensäcke haben, meine Nieren und Leber schützen, das Risiko ist mir zu hoch. Außerdem spüre ich in letzter Zeit Abends, Nachts und sofort nach dem Aufwachen große Ängste verschiedenster Art, die ich verrückterweise mit dem Verursacher verdränge. So geht es nicht weiter. Ich möchte wieder ein lebensbejahendes Leben führen und wieder offen sein für die Schönheiten des Lebens.
Wir versuchen, wieder zusammen zu finden. Sie ist wie ein Kind mit ihren 25 Jahren, abhängig von ihren Eltern, darauf hörend, was diese ihr sagen. Doch man ist blind, will es nicht wahrhaben. Bis es wirklich am Ende ist und es wahrhaben muss. Das war Anfang 2006.
Irgendwann komme ich auf die Idee, nach Frankfurt zu fahren, um mir etwas weißes für die Nase zu holen. Um zu vergessen, zu verdrängen, einfach so. Das letzte Mal, dass ich so etwas erstmals und in sehr geringer Menge konsumierte, ist schon lange her. Ich bin ein Mensch, der sehr auf seine Gesundheit achtet. Lange Zeit, von Anfang 20 bis fast 30, war ich sogar Vegetarier und trank keinen Alkohol. Trank Tee, hörte Entspannungsmusik, pflegte mich und meine Seele. Legte Gesichtsmasken auf, was als Mann zur damaligen Zeit schwul erscheinen mochte, heute ist es sogar normal und es gibt zahlreiche Kosmetikprodukte für den Mann.
Erst eine frühere Freundin brachte mich wieder dazu, neben Fisch auch anderes Fleisch zu essen. Zuerst Bioprodukte, dann alles, sogar Mc Donalds. Alkohol, seit 1992 nicht mehr angerührt, trank ich wieder ab 1998, nur Sekt, dann auch Bier, gegen das ich eine regelrechte Abneigung entwickelte, aber alles in Maßen. Insgesamt hielt ich meine Einstellung aufrecht, bewußt positiv zu leben.
Jetzt lief ich durch Frankfurt, auf der Suche nach Koks. Wie irre! Es muss etwas sehr falsch laufen, um mich zu so etwas zu bewegen. Die Trennung war stressig. Als Mann hat ein Mensch keine Chance, weder vor Gericht noch vor Jugendamt. Ich wachte morgens auf mit Asthma. Erstmalig in meinem Leben hatte ich Asthma! Durch Stress! Ich saß manchmal einfach nur da und weinte, wusste nicht mehr weiter. So belastend war diese Zeit. Während meine Ex in die x'te Kur fuhr, musste ich alleine mit allem klar kommen.
Meine innere Last war mir nicht wirklich bewust. Dass sie vorhanden sein musste, wurde mir deutlich, wenn ich nach vielen Jahren plötzlich in einer Kirche saß, abends, alleine, die Stille wahrnehmend und die Tränen spürend, die sich lösten. "Ich muss jetzt die Tür schließen!", hörte ich den Pfarrer und stand auf, um wieder alleine in die Dunkelheit zu gehen, noch in Gedanken an das warme Bild des beleuchteten Altars, der bunten, religiösen Bilder und der magischen Stille. Wieder alleine mit den Problemen in einer mir noch recht fremden Gegend, getrennt von den Kindern und getrennt von der Partnerin. Mit 34 schon wieder eine gescheiterte Beziehung, das alles nicht mehr so easy hinnehmend wie in den 20ern, weil ich jetzt nicht mehr das Abendteuer suche, sondern etwas festes fürs Leben, wie man so schön sagt.
Nein, ich wollte und will kein Mitleid. Wenn ich das alles erwähne, dann um zu verdeutlichen, dass diese Zeit für mich wirklich hart war.
Koks gibt es hier nicht, höre ich den schräg aussehende Typen sagen und gehe weiter. Die Leute qualmen hier das Koks, wie ich sehe. Was dieses ganze Kram betrifft, bin ich absolut unerfahren, kenne mich nicht aus, will es auch nicht wirklich, sondern nur etwas weißes, was ich mit nach hause nehmen würde.
"Brauchst du Age?", fragt mich jemand. Nein, sage ich. Was meint er überhaupt damit? Ich kaufe mir ein Bier, stelle mich an die Ecke des Kiosks und betrachte die Leute. Interessant, was sich hier alles herumtreibt. Die meisten sehen wirklich fertig aus. Viele haben Blut an den Klamotten, dreckige Fingernägel, insgesamt abstoßend.
Es ist schon der zweite Abend, an dem ich am Kiosk stehe und die Umgebung beobachte. Es ist Wochenende, auf Diskothek habe ich keine Lust. Statt dessen schaue ich mir die Leute an. Und irgendwann, des Weissen nicht fündig, sage ich ja, als mir jemand "Age" anbietet. Was dieses Age ist, weiss ich inzwischen. Age ist die englische Bezeichnung für "H". Und dieses "H" ist nichts anderes als Heroin. Er legt eine dicke, lange Linien von braunem Zeugs und ich soll das alles mit der Nase vertilgen.
Bitter ist es. Da auch ein anderer von diesem relativ sauber wirkenden Typen kaufte, mache ich mir keine Sorgen, dass es etwas anderes ist als es sein soll. Nach ein paar Minuten wird mir übel. Draußen wird es inzwischen wieder hell. Jeder würde es sehen, wenn ich mich übergebe, so versuche ich es erfolgreich zu unterdrücken. Dann setzt ein Gefühl von Wohlbefinden ein. Ich fühle mich happy, ausgeglichen, frei von allen Problemen. Ein unbeschreibliches, wahnsinnig angenehmes Gefühl. Mit diesen Empfindungen, die Übelkeit ist inzwischen verflogen, gehe ich die Straße entlang, kam mir sogar etwas "cool" vor, da ich gerade "H" geschnieft habe. Wie naiv das ist!
Ein paar Monate später ziehe ich in eine andere Stadt. 200 Kilometer entfernt von meinen Kindern. Mit "H" hatte ich insgesamt nur wenig Kontakt. Ich probierte es noch zwei- oder dreimalig. Ich lernte in Frankfurt eine Frau kennen, weswegen ich immer wieder hinfuhr, um mit ihr die ganze Nacht im Drecksviertel zu verbringen. Sie ging anschaffen für ihre Sucht. Ich hatte nie intimen Kontakt mit ihr, hatte auch nie das Bedürfnis danach. Dazu war sie mir zu schmuddelig. Sie hatte aber ein schönes Gesicht und sie weckte das Helfersyndrom in mir. Ich war tatsächlich der Meinung, ich könne sie aus ihrer Sucht befreien. Dabei merkte ich nicht, dass ich selber dabei war, abhängig zu werden. Der Kontakt zu dieser "Dame" löste sich irgendwann. Nie hatten wir etwas miteinander. Ich diente ihr ohnehin nur als Geldgeber.
An meinem neuen Wohnort, ich ging abends aus, fragte ich eine Anschaffende, ob man irgendwo "H" bekäme. Sie wusste es. So wurde das Wochenende für mich eine Zeit, an dem ich "H" konsumierte. In der Woche ging ich ganz normal arbeiten. Meistens war es 1 Gramm an einem einzigen Abend. An den Folgetagen ging es mir dann meistens nicht gut, war müde und hatte keinen Drang, mehr davon zu nehmen, sondern hatte eher das Bedürfnis, die Finger davon zu lassen, um wieder fit zu werden. Wenn ich so viel auf einmal konsumierte, kam es vor, dass ich auf Toilette einschlief, beim Versuch, zu urinieren, was äußerst schwer fällt mit "H". Manchmal telefonierte ich mit meiner Mutter, schlief während des Telefonats ein und wurde vom lauten "Hallo" meiner Mutter wieder wach. Oder ich fantasierte während ich mich halb zwischen Wach- und Schlafzustand befand und redete völligen Unsinn, worüber ich selber den Kopf schüttelte. Körperlich spürte ich eine Abhängigkeit nur insofern, dass ich vermehrt schwitzte und sehr nervös wurde. Es war aber kein wirklicher Drang vorhanden, unbedingt etwas zu nehmen. Und wenn, dann war dieser eher psychischer Natur, etwa einen langweiligen Abend verdrängen oder entstandene innerliche Unruhe zu mildern.
Die ganzen Jahre konsumierte ich zumeist an Wochenenden, doch letztendlich durchgehend, was mich zunehmend beunruhigte. Gesundheitlich merkte ich, dass ich Asthma bekam, weil das Zeugs den Histaminspiegel erhöht, worauf die Bronchien reagieren, außerdem kommt beim Schniefen stets eine kleine Menge in die Bronchien. Dicke Tränensäcke, vermutlich durch den langsameren Stoffwechsel, Ursache für eine Gewichtszunahme von mehreren Kilos. Zwischenzeitlich habe ich es immer wieder geschafft, für 3 Monate nichts zu nehmen.
Wirklich schlimm wurde es mit dem Konsum erst jetzt an meinem erneut neuen Wohnort. Durch eine Beziehung, in der ich "H" dazu benutzte, länger beim Sex durchzuhalten, konsumierte ich über mehrere Tage hintereinander, was mir mein Job gestatte, da ich auch von daheim arbeiten konnte. Nun war die Unruhe wirklich fast unerträglich, setzte ich "H" aus. Auch wurde mir dann übel, bekam Durchfall und Bauchschmerzen. Also griff ich spätestens nach einem Tag Aussetzen wieder danach. Zuvor belastete es zwar finanziell, doch machte ich nie Schulden. Jetzt habe ich oft 300 Euro Minus auf meinem Konto und das schon oft nach wenigen Tagen im neuen Monat.
Das geht nun schon ein halbes Jahr so. Ich möchte davon vollständig loskommen und wieder zum gesunden Lebensstil zurück finden und meinen Verdienst für Schönes, für Positives zur Verfügung zu haben. Es ist aber nicht leicht. Der Drang ist hoch.
Der Dauerkonsum hat negative Folgen für den Kreislauf, der inzwischen verrückt spielt. "H" senkt den Blutdruck. Davon merke ich zwar nicht viel, doch habe ich in der letzten Zeit Probleme mit Herzrasen (120 bpm). Dies auch dann, stehe ich aus einer liegenden Position auf, worauf wohl der Blutdruck in kurzer Zeit abfällt. Sport mache ich nun schon mehrere Monate nicht mehr, zahle Studiogebühren für nichts. Das hätte mich wenigstens körperlich fit gehalten. Insgesamt merke ich, dass es zunehmend negative Auswirkungen auf meine Gesundheit hat. Das stört und beunruhigt mich zutiefst.
Zwar ist Heroin nicht toxisch für den Körper. Das, was bei Abhängigen als destruktiv wahrgenommen wird, ist nicht ein direktes Resultat von Heroin, sondern ein indirektes durch körperliche Vernachlässigung, Mischkonsum mit anderen Drogen, vor allem Kokain und Folgen der Konsumart Injektion.
Was die negative Wirkung auf den Körper betrifft, ist Herion die nahezu gesündeste aller Drogen. Kokain, Speed und XTC sind reinstes Gift für den Körper. "H" ist auf Dauer ungesund für Leber und Nieren, so wie es alle Schmerzmittel sind. Speed schädigt die Nieren im Vergleich weit schlimmer. XTC löst kleine und nachweisebare Schlaganfälle im Gehirn aus, wie es mir ein Arzt erklärte. Kokain bindet das Kalzium im Körper, was dem Zahnzustand keineswegs förderlich ist. Bei Heroin ist es die starke Abhängigkeit und die daraus resultierenden Folgen, die dieser Droge den 1. Platz gibt im "Drogen-Ranking" gefährlichster Drogen.
Damit möchte ich "H" nicht verteidigen. Auf keinen Fall. Ich habe Kreislaufprobleme dadurch, was mir schon Grund genug ist, mich davon zu distanzieren. Außerdem möchte ich mein Geld für andere Dinge ausgeben und wieder besser aussehen, keine Probleme mehr mit dicken Tränensäcke haben, meine Nieren und Leber schützen, das Risiko ist mir zu hoch. Außerdem spüre ich in letzter Zeit Abends, Nachts und sofort nach dem Aufwachen große Ängste verschiedenster Art, die ich verrückterweise mit dem Verursacher verdränge. So geht es nicht weiter. Ich möchte wieder ein lebensbejahendes Leben führen und wieder offen sein für die Schönheiten des Lebens.
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