Freitag, 12. März 2010
Frist
Ich sehe, ohne Frist geht es nicht. Erst habe ich dafür den 17.03. geplant, aber warum so lange warten.

Ab Montag, dem 15.03. darf ich nichts mehr konsumieren. Sollte ich das nicht schaffen, ab diesem Tag das Zeugs aus der Nase zu lassen, werde ich einen Termin im Krankenhaus ausmachen, meinem Arbeitgeber Urlaub ankündigen oder eine Kur vorgaukeln. Bei einer Kur wird er aber erwarten, dass ich ihm erzähle, wo diese stattfindet und dass ich wohlmöglich eine Karte schicke. Das würde alles schwierig. Also 2 Wochen Urlaub opfern. Warum nicht, es ist für meine Gesundheit.

Wer weiß, was für Streckstoffe in diesem Zeugs sind. Zwar schniefe ich nur, so dass die Nebenwirkungen von Raucnen oder gar Spritzen ausbleiben. Doch merke ich auch so schon unangenehme Symptome. Manchmal zwickt oder drückt es in der Seite, ich hoffe nicht, meine Nieren sind schon angeschlagen.

Meine Mutter ist mir absolut keine Hilfe. Ich brauche sie nur kurz bereden, schon habe ich alles zurück, was ich ihr zur Verwaltung gegeben habe. Vorwürfe kommen dagegen immer schnell und leicht. Die mache ich mir selber schon genug. Paradox ist es auch, wenn sie sagt, trink keinen Alkohol, mir aber vom Einkaufen eine Flasche Veltins mitbringt. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Alle Kritik bringt aber nichts, so dass ich mittlerweile nichts mehr dazu sage.

Herje, was sage ich nur meinem Arbeitgeber, wenn ich zwei Wochen weg bin? Ich habe dafür noch immer keine Lösung. Selbst wenn ich Urlaub nehme, wird er vielleicht fragen, wo ich hinfahren werde. Soll ich sagen, ich hänge 2 Wochen daheim herum? Lieber wäre es mir, 2 Wochen krank zu machen. Ich weiss es nicht, ich finde keine Lösung.

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Mittwoch, 10. März 2010
Nur noch ein...
Das war klar. Am Morgen und am Abend ist der Drang am höchsten. Nur einen für den ganzen Tag. Ich müsse mich ja herunterdosieren. Von drei auf zwei sei ich doch bereits, nun auf einen je Tag und dann nichts mehr, das sei mein Plan, deshalb brauche ich 10 Euro, sage ich meiner Mutter, die in meinem Auftrag meine Bankkarte versteckt hat.

Sie ist enttäuscht. Wie so oft. Ich möchte sie in Zukunft auch nicht mehr so sehr in alles involvieren. Das alles belastet sie nur. Die Sorgen erhöhen den Blutdruck, das kann sie nicht gebrauchen, das ist gefährlich.

Ich werde jetzt, bis auf die Bankkarte, alles selber verwalten, ihr nicht mehr so ein kleines Päckchen mit "H" geben, welches sie mir erst am nächsten Tag herausgeben soll, das ich aber in der Regel am Abend zurück haben möchte, ihr abermals zur Enttäuschung.

Nein, ich habe mir das eingebrockt, ich muss alleine damit klar kommen. Ich darf meine Mutter in ihrem Alter nicht in so etwas reinziehen, die davon überhaupt keine Ahnung hat, auch nicht weiss, was es bedeutet, von "H" abhänging zu sein. Sie meint, davon loszukommen, sei wie das Abgewöhnen von Zigarettenrauchen.

Wenn ich ganz davon weg bin, werde ich ihr diesen Erfolg berichten. Dann ist sie diese Sorge wieder los. Ich bin auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Wenn ich auch meine Vorhaben, es am nächsten Tag ganz zu lassen, nicht durchführe, so wird die Menge zumindest weniger, so dass der letzte Sprung, ganz davon los, nicht so hart sein wird.

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Dienstag, 9. März 2010
Jetzt oder nie, das x'te
Jetzt aber wirklich, so lächerlich es auch klingen mag, jetzt wirklich.

Ich war gerade zur Besprechung bei meinem Arzt. Blutwerte, 24 Stunden EKG- und Blutdruckmessung. Die Leberwerte seien erhöht, Resultat des Abbaus des Zeugs. Anstatt GPT unter 45 U/l ist dieser bei 54. Am Vortag nahm ich relativ viel, 3x0,2g, das wird der Grund sein.

Wenn ich jetzt schon körperliche Symptome feststelle, mich kaputt fühle, wäre ich in einem halben Jahr ganz fertig, sagt die Ärztin. Das ist schon erschreckend.

Sie fragt mich, ob ich seit dem Zeitpunkt, ab dem ich mich entschlossen habe, davon loszukommen, nur einen einzigen Tag hatte, an dem ich nicht zu "H" griff. Eine schamauslösende Frage, denn die Antwort kenne ich, zögerte aber, bevor ich mit nein antworte. Dass die Menge herabgesetzt wurde, dass ich über mehrere Tage nur 1 Päckchen, also kaum spürbare 0,2g, nahm, lässt sie nicht gelten, denn noch immer wurde es weiterhin genommen. Das sei eben die Sucht, sagt sie. Was soll ich dagegen sagen, wenn sie damit doch vollkommen richtig liegt. Soll ich mich selber belügen? Ich habe es nun mal erreicht, wirklich süchtig zu werden. Nicht nur an Wochenenden, nein, jeden Tag. Weil ich damit länger im Bett konnte, ohne zu kommen. So meinte ich, immer vorbereitet zu sein für das nächste Mal. Und das war sehr oft am Anfang der zwar katasprophalen, doch sehr bettlastigen Beziehung. Irgendwann, ich dosierte mich hoch, bekam ich aber keinen mehr hoch.

Ohne Krankenhaus würde ich es nicht schaffen, meint sie. Erst 10 Tage geschlossene Station, anschließend 3 Monate offen in der Psychiatrie. Ersteres wäre für mich machbar, zweiteres nicht. Ich würde meinen Job risikieren. Natürlich hat sie Recht, wenn sie sagt, auf Dauer würde ich den ohnehin verlieren, da ich irgendwann zu krank für die Ausübung sei und was würde mir dann der Job nutzen. Doch bin ich der Meinung, ich müsse erst einmal eine Zeit davon weg, dann würde eine nicht stationäre Psychotherapie ausreichen. Darauf erwidert sie, ich würde wohl 2-malig in der Woche zur Therapie und nebenbei weiterhin zu "H" greifen. Was würde das bringen. Das würde auch kein Therapeut machen, da es nahezu sicher ist, dass es so sein wird. Auf Station würde ich dagegen regelmäßig kontrolliert, ob ich meinem Vorsatz treu bleibe.

Alle diese Bedenken sind mir bekannt, dennoch meine ich, es auch ohne stationäre Behandlung zu schaffen. Nichts ist wichtiger, als von "H" los zu kommen, da es die Gesundheit und damit das Leben zerstört. Doch muss es auch möglich sein, davon loszukommen, während weiterhin alle Aufgaben des Lebens erfüllt werden können. Es ist eine beängstigende Vorstellung, endlich frei von "H" zu sein, aber den Job verloren zu haben, eine Situation, die wohlmöglich wieder zu "H" greifen lässt, situationsbedingt noch mehr wie vorher. Nein, so nicht. Eine kurze Auszeit 2 Wochen sind auf jeden Fall vorstellbar, vielleicht sogar 4 Wochen. Aber auf keinen Fall 3 Monate.

Nachdem ich meiner Ärztin meine Situation schilderte, war sie sehr bemüht, mir zu helfen, wofür ich ihr dankbar bin. Es muss aber eine andere Lösung geben.

Ich habe heute gemerkt, ich halte es den ganzen Tag auch ohne aus. Zumindest körperlich. Psychisch besteht immer wieder ein großer Drang, dies vor allem morgens, wenn ich nach dem Aufwachen depressiv gestimmt bin. Das muss ich nur überwinden und den ganzen Tag gegen den Drang ankämpfen. Das werde ich morgen schaffen. Am zweiten Tag werde ich körperliche Symptome merken: Nervösität, extreme Unruhe, Einschlafprobleme. Die Unruhe wird am dritten Tag etwas milder sein. Die anfolgenden Tage werde ich Schlafprobleme haben. Nach einer Woche ist das Schlimmste vorbei. Nach einem Monat hat sich alles normalisiert.

Nur muss ich es durchhalten! Für meine Kinder, die mich als Vater, der Spaß und Freude mit ihnen hat, der für sie da ist, und nicht als psychischen Krüppel erleben möchten. Auch für meine Mutter, die sich in ihrem hohen Alter belastende Sorgen macht. Für meine Schwester. Und auch für mich. Wenn dies jemand liest, drück mir die Damen, dass ich nunmehr wirklich durchhalte. Dass ich es endlich schaffe und nicht schon wieder losgehe und wieder einen Tag verderbe.

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Montag, 8. März 2010
Tage
Jetzt ist schon Montag. Durch diesen Blog merke ich erst, wie sich die Zeit hinzieht, während ich mich selbst täusche.

Ich habe es aufgegeben, es von heute auf morgen ganz zu lassen. Also staffele ich es bis auf 0. Wobei ich bisher nicht wirklich etwas geändert habe. Heute habe ich mir vorgenommen, weniger zu nehmen. Dafür gab ich meiner Mutter etwas in Verwaltung, so dass ich es heute nicht habe, sondern erst morgen. Dadurch habe ich heute weniger zur Verfügung.

Schon kurz nach der Weggabe zweifele ich, ob ich es nicht besser behalten haben sollen. Was nützt mir morgen so wenig? Sollte ich nicht besser heute alles "wegmachen" und es morgen wirklich ganz weglassen? Fange ich morgen mit so einer geringen Menge an, werde ich mir sicher nachholen wollen, nach dem Motto, wenn ich den Tag damit ohnehin versaue, kann ich auch mehr nehmen. Daher ist es vielleicht doch besser, gehe ich sofort auf 0, anstatt mit unsinnigen Kleinstmengen zu experimentieren. Und jetzt, soll ich sie fragen, ob sie mir das eine Paket wieder zurückgibt? Dann hätte ich heute drei davon, morgen nichts, wo ich durch müsste, da ich keine Möglichkeit habe, an Geld zu kommen.

Gestern traf ich mich mit einer Frau. Als wir abend kurz vorbeischauen, lasse ich mir meine EC-Karte geben. Es war ein sonniger Tag, ich war voller positiver Gedanken und hatte große Motivation, ohne das Zeug zu leben, und vor allem zu leben. Wieder auf meine Gesundheit achten. Eine neue Chance zu haben, in einer Partnerschaft glücklich zu werden. Meine Mutter dachte sicher, ich bräuchte noch etwa Geld, damit wir ausgehen können. Als die Dame sich schließlich verabschiedet, hatte ich den Eindruck, sie habe kein weiteres Interesse an mir. Ich ging an den Bankautomaten und holte mir 30 Euro, die ich zu den 10 Euro lag, die vom gemeinsamen Kaffetrinken verblieben. Wenig später war ich das Geld los.

Warum? Reichte das negative Empfinden, das ich hatte, als sie mich beim Aussteigen aus ihrem Auto nicht weiter beachte, oder nutzte ich einfach nur die Gelegenheit, bevor ich meine EC-Karte wieder abgab?

Ich möchte in eine Kur. Unbedingt. Ich muss von allem weg, körperlich und psychisch wieder aufgebaut werden. Ich denke, nur so werde ich davon loskommen. Oder schaffe ich es selber? Ich habe mir Bücher bestellt, die davon handeln, sich eigenständig von einer Sucht zu lösen. Einem Buch war sogar eine CD mit Autosuggestionbeigelegt.

Die Motivation ist auf jeden Fall vorhanden, wie alleine daran bemerkt werden kann. Wenn nicht diese Depressionen wären, der psychische Drang ist viel schlimmer und das eigentliche Problem bei mir. Was ist nur los mit mir. Ich habe Angst, dass ich daran kaputt gehe, mein Kreislauf ist total daneben in letzter Zeit.

Wohlmöglich brauche ich nach der letzten Beziehung, nach der Trennung, das Gefühl, das "H" gibt. Als Ersatz. Doch warum nahm ich es auch während der Beziehung? Nur aus dem Grund, weil ich dadurch länger im Bett aushielt, ohne zu kommen? Und dadurch daran hängen blieb? Oder weil die Beziehung negativ war und ich meinte, dann könne ich während dieser Zeit auch so etwas negatives konsumieren? Zumindest kam ich erst nach Ende der Beziehung zu dem ernsthaften Entschluß, wieder damit aufzuhören.

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Freitag, 5. März 2010
Der Wille ist da
Den Rest gebe ich meiner Mom zur "Verwaltung", abgepackte Mengen zur Dosierung. Heute soll sie mir nichts mehr geben, selbst wenn ich bettel oder sie anschreien sollte. Letzteres würde ich sicher nicht, doch ist es möglich, dass ich argumentiere, es sei ohnehin mein Eigentum und sie solle es mir geben. Es ist aber nicht so, dass ich das Zeugs so extrem nötig hätte. Ich denke, die Qualität, die in den 60ern und 70ern unterwegs waren, führten zu einem Entzug, der zu Songs wie Lennon's "Cold Turkey" führte. Dieser war mit starken Schmerzen verbunden. Was ich empfinde und vermutlich die meisten anderen, die jemals so dumm waren, ihre Nase in so etwas zu halten, ist eine wirklich extreme innere Unruhe und Nervösität, die die ganze Nacht schlaflos im 10-Sekundentakt hin- und herwälzen lässt, heftige Depressionen, große Ängste, sich auf die Zukunft, die eigene Position im Leben und in der Gesellschaft beziehend, Durchfall, Frieren und Schwitzen zur gleichen Zeit. Das ist alles. Das ist schon genug. Und wenn man mit Ängsten aufwacht, drängt es einen, sogleich eine angehme Ignore-Position anzunehmen, die Nebenwirkungen, wie Kreislaufprobleme und hässliche, geschwollene Tränensäcke, in diesem Moment vergessend. Morgen, ja morgen höre ich auf. Das kann sich über Jahre ziehen und man merkt es nicht.

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Die Parfümschachtel
Als ich aufwache, ist mir sofort bewußt, ich kann heute nicht ins Bad gehen und etwas mir inzwischen verhasstes konsumieren. Denn ab heute hatte ich vor, nichts zu nehmen. Ich möchte überhaupt nicht aufstehen, fühle mich schwer, zutiefst depressiv.

Dann meine ich, vielleicht noch ein paar Euro zusammen zu bekommen, so dass ich auf 10 Euro komme. Das wäre zwar gegen meine Vorgabe, doch insgesamt noch immer in die richtige Richtung, mich davon zu Distanzieren. Ich bin ohnehin der Meinung, eine Staffelung wäre sicher besser, als gleich auf 0 zu gehen. Während dessen überlege ich, ob das nicht eine Ausrede ist, und letztendlich mache ich weiter wie bisher.

Vor ein paar Tagen ist mir aufgefallen, wie meine Mutter eine Parfümschachtel scheinbar nur gerade rückte und mich skeptisch ansah. Das Parfüm schenkte ich ihr zum Geburtstag. Jetzt öffne ich die Schachtel und schaue hinein, tatsächlich, meine Bankkarte hat sie darin versteckt. Mist. Ich stecke die Karte ein und stetze mich ins Bad. Oh je, oh je, nicht schon wieder, denke ich. Du hast dir doch etwas vorgenommen. Wenn sie herausbekommt, dass du die Karte gefunden hast und abermals deinen Vorsatz brichts. Wie peinlich und beschämend.

Heute arbeite ich im Büro, sage ich ihr, und gehe los. Jedoch nicht ins Büro, sondern um mir etwas zu holen. Während ich laufe mache ich mir Vorwürfe. Als ich wieder daheim bin, liegt die Parfümschachtel auf dem Tisch. Ich erwarte ihre Beschuldigung, die vollkommen berechtigt ist. Sehr gehalten wirft sie mir vor, die Karte gesucht und gefunden zu haben. "Du hast dir doch wieder etwas geholt!", sagt sie. Ich gebe darauf keine eindeutige Antwort, ich schäme mich. "Ich dachte, du hättest Charakter und würdest davon loskommen!", höre ich mir an. Alles ist richtig, nützt mir aber auch nicht wirklich viel, ich weiss das alles selber. Die Karte musste ich nicht lange suchen, sage ich ihr, so dass sie nicht denkt, ich hätte alles dafür durchsucht. Das ist alles, was ich zu meiner Verteidigung sagen konnte. Mehr nicht. Ich schäme mich.

Jetzt sitze ich vor dem PC und arbeite. Jetzt bin ich ausgeglichener, beruhigt, nicht mehr nervös und kaum mehr depressiv, deutlich besser in der Lage, zu arbeiten, zu denken, und doch beschämt über mein erneutes Versagen. So geht es nicht weiter. Was soll ich nur tun? Eine Kur dauert sicher mehrere Monate, was soll ich meinem Arbeitgeber sagen? Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Charakter zu zeigen und es so zu schaffen.

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