Mittwoch, 9. Juni 2010
Warteliste
Seit mehr als 2 Wochen rufe ich tagtäglich verschiedene Krankenhäuser an, um in einer Warteliste weiter nach oben zu rutschen und in einer Entgiftung aufgenommen zu werden. Die Tage ziehen sich hin, die vergangenen Wochen kommen mir vor wie Monate.

Wie ist es nur möglich, dass jemand, der Hilfe benötigt, erst in einer Warteliste aufgenommen wird. Mir ist bekannt, dass viele nicht durchhalten und in den ersten Tagen den Entzug abbrechen. Mir ist auch bekannt, dass der Arzt nicht wissen kann, wie ernst ich es meine und auf keinen Fall abbrechen werde. Schon mehrfach stand ich mit gepackter Tasche im Krankenhaus, in der Erwartung, als Notfall aufgenommen zu werden. Von wegen, jedes Mal wurde ich wieder weggeschickt. Unterlassene Hilfeleistung nennt man so etwas? Ich bin zunehmend Suizidgefährdet. In diesem Fall würde man mich sogar aufnehmen, aber nicht zur Entgiftung, sondern "normal" in der geschlossenen Station. Und anschließend würde ich in der Warteliste wieder ganz unten sein. Wie man es macht, es ergibt sich keine Lösung. Man ist gezwungen, weiter zu leiden, Tag für Tag, Woche für Woche.

Ich fühle mich am Ende, körperlich wie auch seelisch. Ich kann nicht mehr. Jeder Tag ist eine Qual, wieder das Zeug nehmen, um nicht in den Entzug zu kommen, mit Bauchschmerzen, sogar Nierenschmerzen, Heiß-/Kaltwellen, extremer Unruhe, unerträglicher Depressionen. Da es sich noch über Wochen hinziehen wird, so meine Erwartung, besorge ich mir jetzt immer größere Mengen auf einmal, da es so billiger ist. Habe ich eine größere Menge herumliegen, nehme ich aber auch viel mehr. So ist es letztendlich sogar teurer und mir geht es noch schlechter.

Dieses Warten. Jeden Tag anrufen, in der Hoffnung, es sei ein Bett frei. Jeden Tag die Enttäuschung. Ich bin froh, dass mein Arbeitgeber mich nicht sofort gekündigt hat, nachdem ich ihm meine Sucht zugab. Ich bin mir sehr sicher, bin ich über dem Berg, habe ich das schlimmste hinter mir, werde ich das Zeugs nicht mehr nehmen, da ich jetzt weiss, wohin es führt. Zuvor hatte ich alles noch einigermaßen unter Kontrolle, jetzt aber nicht mehr. Und dessen bin ich mir sehr bewußt. Das darf ich auch nie vergessen.

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